Blick nach Amerika
Die derzeitige Handelswoche steht noch im Schatten der US-Zinsentscheidung der letzten Woche. Nachdem Jerome Powell vorigen Mittwoch mit seinen Äußerungen die Erwartungen auf eine vorgezogene Zinssenkung im kommenden September befeuert hat, sind die Aktienmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich gestiegen.
Am gestrigen Dienstag hat ferner der Unterhaltungskonzern Disney in den USA Quartalszahlen gemeldet; deutlich unter den Erwartungen liegende Abonnentenzahlen für den Streamingdienst Disney+ haben zu einem Kurseinbruch von -9,5% geführt. Dies wirkt umso gravierender, da bei Investoren seit dem Aufstieg von Netflix Streaming als Vertriebskanal deutlich wichtiger betrachtet wird als der traditionelle Kinobesuch.
Japanischer Yen
Der Japanische Yen hat sich nach den Interventionen der Bank of Japan in der Vorwoche gefangen; sowohl zum Euro (EURJPY) als auch US-Dollar (USDJPY) hat der Kurs diese Woche deutlich zugelegt. Noch ist er in beiden Währungspaaren zwar unter den Jahreshochs von letzter Woche, legt diese Woche aber starkes Momentum an den Tag. Anleger sollten dem weiteren Kursverlauf des Yen generell Beachtung schenken, da ein schwächerer Yen stark mit US-Anleiherenditen korreliert. In Extremszenarien kann dies zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem deutlichen Anstieg der US-Renditen führen, der weitergehende Verwerfungen auch an den Aktienmärkten auslösen kann.
DAX / BMW
Am heutigen Handelstag notiert der Deutsche Aktienindex (DE40) um 11 Uhr mit knapp 0,5% im Plus, was den Kursgewinn auf Wochensicht auf soweit 2,8% steigen lässt. Sollte die Kaufstärke anhalten, dann könnte – trotz morgigem Feiertag in Deutschland – noch diese Woche das Allzeithoch bei 18569 Punkten wieder in Angriff genommen werden.
Heute hat der Münchner Autobauer BMW (BMWG.DE) Quartalsergebnisse gemeldet; der Umsatz im ersten Quartal ist leicht zurückgegangen auf 36,6 Mrd. Euro. Als wichtigere Größe wird aber die Gewinnmarge betrachtet. Diese lag mit 8,8% um 3,3% unter dem Vorjahresniveau.
Der Kurs verliert zunächst deutlich und liegt um 11 Uhr mit knapp 2,8% im Minus, was auch die übrigen Automobilhersteller im Dax zunächst belastet.
Charttechnische Einschätzung BMW (GBE-Symbol: BMWG.DE)
Mit dem heutigen Abverkauf wurden die Anstiegsbemühungen der letzten drei Handelstage komplett zunichte gemacht. Außerdem notiert die BMW-Aktie aktuell unter 100 EUR und somit auf den niedrigsten Stand seit dem 14. Februar 2024. Damals bot die (orange) 200-Tagelinie eine großartige Unterstützung, die jedoch im heutigen Handelsverlauf bereits unterschritten wurde. Nun besteht die Gefahr, dass sich die Abwärtsdynamik bis zur nächsten Unterstützung beschleunigt. Diese liegt am 61,8%-Fibonacci-Retracement des Anstiegs des Vorjahrestiefs bis zum Jahreshoch bei 97.92 EUR, wobei eine direkte Ausdehnung der Korrektur zur Horizontalunterstützung bei 96.47 EUR durchaus möglich ist. Darunter wäre die Aktie technisch überkauft, so dass eine stärkere Erholung beispielsweise im Bereich des Supports bei 94.42 EUR, spätestens bei 92.25 EUR, eintreten dürfte.
Die gegenwärtige Kursschwäche des Anteilsscheins bleibt höchstwahrscheinlich bestehen, solange die Widerstandszone zwischen 104.09 EUR (gestriges Tageshoch) und 104.54 EUR (Tagestief vom 19. April 2024) nicht geknackt wird. Darüber gibt es Anstiegschancen bis auf 107 EUR. Hier fällt dann möglicherweise die Entscheidung, ob der Abverkauf vom Jahreshoch weitergeht oder ob der Aufwärtstrend vom Vorjahrestief wieder aktiviert wird. Letzteres würde das Kursziel bei 110.20 EUR auf den Plan bringen.
Quellen: Stock3.com, Wall Street Journal, Bloomberg.com