Markteinblick: PBoC verkündet Rekordzinssenkung, Bayer kürzt Dividende drastisch
Am Dienstag beendeten die Börsen in Ostasien und Australien den Handel überwiegend im negativen Bereich. So verlor der japanische Nikkei-225-Index rund 0,3 Prozent, der südkoreanische Kospi-Index sogar 0,8 Prozent, während der australische S&P / ASX 200 mit einem Minus von 0,1 Prozent aus dem Handel ging. Eine Ausnahme bildete der chinesische Shanghai-Composite, der aufgrund der Ankündigung der chinesischen Notenbank People’s Bank of China (PBoC) über eine Rekordzinssenkung der fünfjährigen Loan Prime Rate um 25 Basispunkte von 4,20 Prozent auf 3,95 Prozent um 0,2 Prozent zulegte. Die Analystenschatzung lag bei einer Zinssenkung zwischen 5 und 15 Basispunkten. Mit der ersten Zinssenkung seit Juni 2023 und der größten Zinssenkung aller Zeiten versucht die Notenbank, den angeschlagenen Immobilienmarkt zu unterstützen.
Laut dem jüngsten Monatsbericht der Bundesbank wird sich die Schwäche der deutschen Wirtschaft auch zu Beginn des laufenden Jahres fortsetzen. Bereits im letzten Quartal 2023 sank das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal. Falls die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2024 erneut sinken sollte, wäre Deutschland in einer sogenannten technischen Rezession.
Euroconstruct, eine Forschergruppe, die dem ifo Institut angehört, prognostiziert, dass in Europa bis zum Jahr 2026 nur noch rund 1,5 Millionen Wohnungen fertiggestellt werden (ein Rückgang um 13 Prozent im Vergleich zu 2023). Für Deutschland rechnen die Forscher sogar mit einem Rückgang von 35 Prozent. „Vor allem aufgrund der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten ist der Wohnungsbau in Deutschland oft nicht mehr realisierbar. Die Politik hat die Rahmenbedingungen bisher nicht wesentlich verbessert“, erklärt Ludwig Dorffmeister, Bauexperte beim ifo Institut.
Warm anziehen mussten sich gestern die Aktionäre des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer. Das Unternehmen kündigte an, die Dividende für 2023 auf 0,11 EUR drastisch zu kürzen. Das entspricht einer Dividendenrendite von lediglich 0,4 Prozent. Im Vergleich dazu hatte Bayer im Vorjahr 2,40 EUR pro Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet, was bei dem aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von 8,3 Prozent entsprechen würde. Begründet wurde die Kürzung mit dem gegenwärtigen Schuldenstand, den hohen Zinsen und einer angespannten Situation beim Free Cashflow. „Unsere Schulden zu senken und unsere Flexibilität zu steigern gehört zu unseren Top-Prioritäten“, sagte Vorstandschef Bill Anderson. „Unsere geänderte Dividendenpolitik, in die Anregungen von Investoren eingeflossen sind und die wir nach reiflicher Überlegung beschlossen haben, wird uns dabei helfen.“ Am 26. April soll die Hauptversammlung über den Vorschlag der Dividendensenkung abstimmen.
Charttechnische Einschätzung Bayer (GBE-Symbol: BAYGn.DE)
Seit dem Rekordhoch im April 2015 bei 107,18 EUR befindet sich die Bayer-Aktie in einem Abwärtstrend. Jegliche Erholungsversuche wurden dabei als Verkaufsgelegenheit genutzt. Trotz des gestrigen „Dividendenschocks“ kann der Anteilsschein am heutigen Handelstag etwas zulegen und notiert gegen 11:00 Uhr MEZ mit einem Plus 0,43 Prozent bei 29,02 EUR. Auf diesem Kursniveau bewegte sich das Papier zuletzt im November 2011.
Allerdings hat der Abwärtsdruck in den letzten Handelstagen deutlich nachgelassen und es könnte sich nun ein kurzfristiger Boden bilden. Ein erster Hinweis darauf wäre ein Tagesschluss über das Tagestief vom 29. November 2023 bei 30,22 EUR. Aber erst mit Kursen über 36,10 EUR entspannt sich die charttechnisch prekäre Lage zunehmend.
Geht jedoch der Abverkauf in die nächste Runde, wäre eine Kursunterstützung im Bereich des markanten Tiefs vom September 2011 bei 24,01 EUR gut vorstellbar. Darunter befindet sich das nächste, wichtige Monatstief vom März 2009 bei 20,24 EUR, welches möglicherweise für eine Kursstabilisierung und darüber hinaus für eine Trendumkehr sorgen könnte.
Quelle: ifo, Dow Jones News, stock3.com